Rechtskonforme Abmeldemöglichkeiten stellen ein integrales Unterscheidungsmerkmal zu Spam dar und erhöhen ganz nebenbei auch die Zustellrate. Weshalb gerade die Abgrenzung zu missbräuchlichen E-Mails immer wichtiger wird, lesen Sie in meinem separaten Blogbeitrag zu der Thematik. Beherzigen Sie wie auch beim Anmeldeprozess meine 10 Profi-Tipps.
Dieser Artikel stellt eine Neuauflage des 2019 bereits von mir zu der Thematik veröffentlichten Artikel dar.
Ziele
- Rechtliche Anforderungen erfüllen
- Spontane Abmeldungen verhindern
- Versender-Reputation schützen
- Beziehung aufrecht erhalten
- Verbesserungs-Potentiale erkennen
Rechtliche Anforderungen erfüllen
Weshalb ich in diesem Artikel die europäische Datenschutz-Grundverordnung (EU-DSGVO) als Basis verwende, lesen Sie bitte im Blogbeitrag über professionelle Anmeldeprozesse.
Der Empfänger („betroffene Person“) hat das Recht, seine Einwilligung jederzeit zu widerrufen (Art. 7 Abs. 3 S. 1 EU-DSGVO). Ein solcher Widerruf darf zudem nicht schwieriger wie die ursprüngliche Erteilung der Einwilligung sein (Art. 7 Abs. 3 S. 4 EU-DSGVO). Da eine Einwilligungserteilung (Anmeldung) im Zweifel auch sehr einfach erfolgen kann (z.B. durch Ankreuzen eines Wettbewerbs-Talons), sollte auch der Abmeldeprozess entsprechend einfach gestaltet werden.
Tipp 1: Single Opt-out
Bei dieser Form des Abmeldeprozesses wird der Empfänger nach Klick auf den Abmeldelink ohne Eingabe zusätzlicher Informationen vom Erhalt weiterer Newsletter E-Mailings ausgeschlossen. Um ungewollte Abmeldungen zu vermeiden, empfiehlt es sich jedoch auf der Abmelde-Landinpage einen Knopf mit der Aufschrift „Jetzt abmelden“ vorzusehen. Beim Klick erfolgt die Abmeldung und es wird auf die Abmelde-Bestätigungsseite weitergeleitet.
Achtung: Stellen Sie unbedingt die Funktionstüchtigkeit des Abmeldeprozesses sicher. Leider ist die Funktion häufig auch in seriösen Newsletter unabsichtlich (?) nicht gewährleistet.
Tipp 2: Verbindlichkeit schaffen („Bye bye E-Mail“)
Schaffen Sie zusätzliche Verbindlichkeit, in dem Sie den abmeldenden Personen die erfolgte Abmeldung per E-Mail bestätigen (Abmeldebestätigung).
Tipp 3: Abmeldungen via Kundendienst ermöglichen
Es ist ratsam dem Kundendienst eine einfache Möglichkeit bereitzustellen, den Anmeldestatus eines Kunden zu prüfen und diesen ggf. vom Erhalt weiterer Newsletter abzumelden. Sollte sich ein Kunde telefonisch oder via E-Mail an Sie wenden, wird er dies zu schätzen wissen.
Weiter sind moderne Newsletter-Systeme oftmals in der Lage Antwort E-Mails mit Betreffzeilen oder Inhalte wie „unsubscribe“ oder „bitte abmelden“ zu erkennen und automatisiert zu verarbeiten.
Spontane Abmeldungen verhindern
Eine einzige irrelevante Newsletter-Ausgabe kann dazu führen, dass der Abmelden-Link geklickt wird. Ebenfalls ein relativ häufiges Phänomen ist, dass immer mal wieder Personen versehentlich auf den Abmelde-Link klicken. Wie aber nun diesen Umständen begegnen ohne gegen die rechtlichen Anforderungen zu verstossen?
Tipp 4: Inhaltliches Spektrum aufzeigen
Für empfangende Personen ist es schwierig das Ausmass der Abmeldung korrekt und sicher abzuschätzen. Ihnen ist meist nicht klar, ob man bei mehreren unterschiedlichen oder nur einem einzigen Newsletter einer Firma angemeldet ist. Bekomme ich nach Abmeldung gar keine E-Mailings mehr oder nur zu einem bestimmten Thema?
Es bietet sich daher an das inhaltliche Spektrum des relevanten Newsletters auf der Abmelde-Landingpage aufzulisten und den Betroffenen so aufzuzeigen, welche Inhalte in Zukunft vermisst werden müssen.
Tipp 5: Lust auf kommende Ausgabe wecken
Wir alle erhalten auch ohne Newsletter bereits genug – manchmal sogar zu viele – E-Mails. Es ist also verständlich von Zeit zu Zeit kurzen Prozess zu machen und aktuell nicht relevante Inhalte von zukünftigen Zustellungen auszuschliessen.
Wecken Sie daher die Lust auf die kommende Aussage zu wecken. Zeigen Sie auf womit in Zukunft gerechnet werden kann und bitten Sie um eine weitere Chance Ihre tollen Inhalte nochmals anbieten zu dürfen.
Versender-Reputation schützen
Newsletter und Spam teilen sich (leider) in den Augen Vieler eine gefühlte, subjektive Nähe zueinander. Es ist daher wichtig, sich von Spam abzugrenzen und sich vor Anti-Spam Massnahmen zu schützen. Schliesslich verursachen Spam-Markierungen durch die empfangenden Personen eine Verschlechterung der sogenannten Versender-Reputation oder verhindert, dass die Person zukünftig ihre E-Mails überhaupt noch erhalten wird. Beide Faktoren führen zu einer schlechteren Zustellrate und so zu höherem Aufwand / Kosten für Deliverability sowie eine Verschlechterung Ihrer Erfolgskennzahlen.
Tipp 6: Sinnvolle und sichtbare Platzierung im Design
Der Abmeldelink sollte unbedingt so platziert und gestaltet werden, damit dieser gut und einfach auffind- und identifizierbar ist. Glauben Sie mir wenn ich sage, dass es Ihnen nicht hilft den Abmeldelink zu verstecken, diesen übermässig klein zu schreiben und/oder farblich im Hintergrund zu verstecken.
Tipp 7: Klare Formulierung wählen
Immer wieder begegne ich Firmen, welche absichtlich die Abmelde-Klausel im Footer ihrer Newsletter so formulieren, dass man am Ende nicht sicher sein kann, ob es sich dabei um einen Abmelde- oder sogar Anmeldelink handelt. Die Folge: weniger Abmeldungen, dafür mehr Spam-Meldungen…
Formulieren Sie ausserdem auch die Texte auf Landing- und Bestätigungsseiten unmissverständlich klar, sodass Kunden jederzeit über die Folgen sowie den Status ihrer Abmeldung Bescheid wissen. Achten Sie auch darauf, dass Ihr gesamte Abmeldeprozess auch mit Mobilgeräten und mit Sprachkommandos gut zu bedienen ist und die Farbwahl ausreichend gute Kontraste bietet.
Tipp 8: List-Unsubscribe-Header verwenden
Viele E-Mail Clients unterstützen die so genannten List-Unsubscribe-Header und blenden – wenn dieser in einer E-Mail vom Absender integriert wurde – an übersichtlicher Stelle einen Abmelde-Knopf ein. Dieser hilft Ihnen einerseits als seriöser Absender taxiert zu werden und ermöglicht ihren Lesenden ausserdem, sich bei Bedarf einfach von Ihren E-Mails abmelden zu können. Denken Sie dran: mehr korrekte Abmeldungen heisst für Sie; weniger Spam-Meldungen.
Beziehung aufrecht erhalten
Eine Newsletter-Abmeldung ist ja nicht gleich eine Kündigung sämtlicher Beziehungen mit Ihnen. Vielleicht ist es auch nur Ausdruck des Wunsches noch ein paar E-Mails weniger in der Inbox. Die empfangende Person ist unter Umständen noch immer hochgradig an Ihren Leistungen und Produkten interessiert!
Tipp 9: Listen Sie andere Kanäle mit tollen Inhalten
Zeigen Sie spannende Inhalte rund um Ihr Leistungs- und Produkt-Universum auf. Besonders eignen sich hierzu die Abmelde-Bestätigungsseite sowie die Bye-bye E-Mail. Beispiele könnten sein: eine hilfreiche App, einen tollen Online-Shop mit regelmässig ausgezeichneten Sonderangeboten, einen Blog mit spannenden Behind-the-Scene Geschichten, Youtube Kanäle von Ihnen oder Fans/Influencern etc.
Verbesserungs-Potentiale erkennen
Nicht zuletzt ist eine Abmeldung auch immer ein spannender Moment um zusätzliche Informationen gewinnen zu können. Fragen Sie deshalb nach, welcher Grund für die Abmeldung am ausschlaggebendsten ist.
Tipp 10: Nach Abmelde-Grund fragen
Stellen Sie die Frage nach dem Abmelde-Hauptgrund. Stellen Sie die Frage jedoch so, dass Sie auch hilfreiche Antworten erwarten können. Oftmals erlebe ich Antwortmöglichkeiten, welche allesammt nur eine zu tiefe Relevanz bedeuten. Dies ermöglicht so keine klare Auswertung und bietet so nicht der sich davon versprochene Mehrwert. Meine Empfehlung für eine sinnvolle Auswahl ist daher:
- Geänderte Lebensumstände (persönliche Umwelt – kein Verbesserungspotential)
- Generell zu viele E-Mails (allgemeine Relevanz – kein Verbesserungspotential)
- Häufigkeit dieser E-Mails zu hoch (Frequenz)
- Inhalte nicht genug interessant (Relevanz, Personalisierung)
- Andere Quelle für die gewünschten Inhalte (Kanal-Kannibalisierung)
- Anderer Grund (Freitext für individuelle Auswertung, manuelle Zuordnung)
Fazit
Die Newsletter-Abmeldung professionell zu verarbeiten ist eine sensible Angelegenheit. Es gilt sowohl rechtliche Rahmenbedingungen einzuhalten, als auch den Kunden „im Guten“ aus dem Newsletter zu verabschieden und gleichzeitig den Weg für zukünftige Kontaktpunkte zu ebnen und unterstützen. Eine Newsletter-Abmeldung bedeutet schliesslich nicht „auf nimmer und ewig“.