1’563 Repro-Aufnahmen und 1 Wochenende Zeit

1’563 Repro-Aufnahmen und 1 Wochenende Zeit

Möchte man an einem einzigen Wochenende fast 1’600 Aufnahmen für ein Kunst-Archiv herstellen, müssen Arbeitsabläufe zu 100% stimmen und x-fach wiederholbar sein. So geschehen an diesem Wochenende bei mir im Studio. Für den Verein Walter Oscar Grob war ich für die gesamte Produktion der Repro-Aufnahmen resp. das technische Material, die benötigten Setups sowie die Location, welche im gleichen Haus von Kaufmann Systems AG zur Verfügung gestellt wurden, verantwortlich.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren waren:

  • Effizienz Auf Grund der massiven Menge standen gerade einmal 35 Sekunden pro Kunstwerk zur Verfügung. In dieser Zeit mussten die Bilder 100% Mittig, Parallel und Waagrecht zur Sensor-Achse platziert und fotografiert werden. Dabei muss jedes einzelne Werk den hohen Ansprüchen von Kunstarchiven gerecht werden.
  • Wiederholgenauigkeit Weder die Lichthelligkeit, -farbe, Schärfe, Helligkeitsverteilung, allfällige Verzerrungen und Polarisationslichter durften sich über zwei Tage nicht verändern. Zu Aufwändig wären die anschliessend pro Bild notwendigen Anpassungen.
  • Bildzentrierung Ein exakt in die Bildmitte ausgerichtetes und auf dem Tisch befestigtes Millimeter-Papier ermöglichte ein schnelles und exaktes Zentrieren und waagrechtes Ausrichten der Gemälde.
  • Zuverlässigkeit Ausfälle einzelner Komponenten hätten die gesamte Zeitplanung durcheinander bringen können. Da das Wochenende über mehrere Monate geplant und vorbereitet werden musste, legte meine Kundschaft höchsten Wert den ausschliesslichen Einsatz von Profi-Material.
  • Arbeitshöhe Hantiert man zwei ganze Tage mit über 1’500 Gemälden hin und her, ist ein Arbeiten auf der korrekten Arbeitshöhe absolut unerlässlich für das Wohlergehen des eigenen Rückens. Ein eigens dafür mit dem Hubstapler zentimetergenau positionierter Hubtisch half daher ungemein.
  • Finanzielles Da der Kunde ein privater Verein von nur wenigen Personen ist, sind die finanziellen Möglichkeiten limitiert. Nachdem sich der Kunde mit zahlreichen Fotografen auseinander setzte, konnte ich den Auftrag dank dem besten Preis-/Leistungsverhältnis gewinnen. 🙂

Das verwendete Equipment war, neben der absolut fehlerfreien Komponenten-Abstimmung, massgeblich für den Erfolg der Repro-Fotografien mitverantwortlich. Ich setzte dabei folgendes Material aus meinem Studio ein:

  • Hasselblad X1D-50c Kamera (Mittelformat, 50 Megapixel)
  • Hasselblad Objektiv XCD-90mm (nahezu Verzeichnungsfrei)
  • LEE Filter Linearer 100mm Polarisationsfilter
  • Manfrotto und Foba Kamerastative
  • Manfrotto MN 410 Getriebeneiger
  • 2 Elinchrom ELC 500Ws Blitzköpfe
  • 2 Elinchrom Rotalux 60x80cm Softboxen
  • 2 Elinchrom Galgenstative
  • Elinchrom EL-Skyport Funksteuerung für Blitzköpfe
  • Sekonic Litemaster Pro Blitzlichtmesser
  • x-rite colorchecker Kalibrierungskarte
  • TetherTools USB3 Verlängerung
  • Apple MacMini
  • Hasselblad Phocus Software
  • EIZO CG276 kalibrierter 27″ Profi-Fotomonitor
  • SanDisk SSD Speichermedien
  • Tristar Turbo Model 1000 Windmaschine (zur gefühlten Temperatur-Reduktion der Mannschaft)

Auch wenn sich beim Tethered-Shooting mit der Hasselblad X1D zum jetzigen Zeitpunkt der rückseitige Bildschirm (noch?) nicht deaktivieren lässt, hielt eine Akkuladung erstaunlicherweise für einen ganzen Tag an! In Kombination mit dem 90mm XCD Objektiv und der Hersteller-Fotosoftware „Phocus“, konnte die benötigte Schärfe und Abbildungsleistung ohne Mühen zuverlässig und über Remote-Verbindung hergestellt und kontrolliert werden. Die Möglichkeit auch bei minimalen Verschlusszeiten von 1/2000 Sekunde noch mit den Blitzen sauber zu synchronisieren (Abbrenndauer lag übrigens bei 1/2990 Sekunde), machen den Einsatz von Mittelformat-Technik zur Vermeidung von Umgebungslicht zusätzlich zu einem unabdingbaren Partner für Kunst-Reproduktionen.

Der Einsatz der Elinchrom ELC’s hat sich ebenfalls gelohnt. Über den gesamten Tag verteilt mit über 2 Blitzen pro Minute bei 172 W/s bewiesen die ELC’s auch mit eingeschaltetem Einstelllicht noch sehr gute Farbtreue von insgesamt +/- 100 Kelvin.

Bei einigen mit Öl und anderen glänzenden Materialen verarbeiteten Werken, half der auf dem Objektiv aufgebrachte Polarisationsfilter, Spiegelungen resp. Glanzstellen zu vermeiden.

Die grösste Herausforderung lag dabei, ein verzerrungsfreies perspektivisches Kames-Setup zu erziehlen. Bereits minimste Abweichungen in einer Achse führen in einer oder beiden Dimensionen zu trapezförmigen Verzerrungen der Repro-Werke. Wird die Kamera beispielsweise um nur ein halbes Grad (0.5°) geschwenkt, um Verzerrungseffekte zu minimieren, muss die Bildmitte bei einer Kamera/Tisch-Distanz von rund 3 Metern bereits wieder um 2.7cm verschoben werden. Dies genau abzustimmen war wichtig, da der im Jahr 2000 unter mysteriösen Umständen ertrunkene Künstler sehr viel Wert auf die Bereiche an den Rändern seiner Werke gelegt hatte. Der eingesetzte Getriebeneiger bot die benötigte Präzision zur Einstellung in allen drei Achsen.

Das Spitzenmaterial in Kombination mit der lückenlosen Planung, machte es möglich das sehr ambitionierte Vorhaben in noch kürzerer Zeit umzusetzen als vorgesehen!

Am Ende haben wir fast 170 Gigabyte Bilder produziert und benötigten 34 Sekunden pro Bild (1 Sekunde schneller als geplant) inklusive Setup und Pausen. 🙂

Und hier eines der finalen Repros inklusive einer fliegenden Wespe, welche bei einem 1/2990 Sekunde festgehalten wurde:

2048 1536 Marketing-Abteilung GmbH

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